verfasst von Toran Nohut
Wie kam es dazu?
Alles begann mit einer WhatsApp Nachricht meines guten Kilian. Beim bevorstehenden Hackathon, den MLTech zusammen mit dem RIZ und der TUM organisiere, würde auch MLTech ein Team stellen. Er wollte wissen, ob ich Interesse daran hätte, ein Teil dieses Teams zu werden. Da es auf Grund der Corona Pandemie nicht möglich wäre, den Hackathon in Präsenz in den Räumen der Uni stattfinden zu lassen, würde das Ganze remote stattfinden. Da er davon sprach, dass ein Hackathon eine super Gelegenheit sei, um neue Menschen kennenzulernen und einfach Spaß zu haben, sagte ich auf der Stelle zu. Meine kurzzeitigen Bedenken, dass ich ja nicht wirklich programmieren könne, räumte er damit aus, dass jedes Team einen Mentor bekommen würde, der ihnen bei juristischen und technischen Fragen helfen und unter die Arme greifen würde. Nachdem diese letzten Zweifel beseitigt worden waren, begann die Vorfreude auf meinen ersten Hackathon.
Das Prinzip „Hackathon“
Bei einem Hackathon (der Kombination aus „Hack“ und „Marathon“) treten mehrere Teams gegeneinander an, um innerhalb der Dauer dieser Veranstaltung gemeinsam nützliche, kreative oder unterhaltsame Softwareprodukte herzustellen oder, allgemeiner, Lösungen für gegebene Probleme zu finden.
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Freitag
Das offizielle Programm begann am Freitagmorgen um 11 Uhr. Bei der Einführungsveranstaltung wurden die Teams zunächst durch Prof. Dr. Heckmann und Prof. Dr. Wanderwitz begrüßt, die beide Teil der Jury waren, welche später den Sieger kürte. Insgesamt hatten sich sechs interdisziplinäre Teams aus ganz Deutschland angemeldet. So traten Teams aus Köln, Berlin, München, Jena und weiteren Städten gegeneinander an. Der Preis für die weiteste Anreise wäre bestimmt an Juan gegangen, der aus Tokio sein Team unterstützte. Nach den einleitenden Worten durch die Mitglieder der Jury gab es noch eine Überraschung. Der bayerische Justizminister Georg Eisenreich hatte sich angekündigt, um bei diesem Event auch die Teilnehmer zu begrüßen und zu betonen, von welch enormer Wichtigkeit die Digitalisierung im juristischen Bereich sei, und dass Projekte wie der Legal hackathon hierzu einen sehr wichtigen Beitrag leisteten.
Im Anschluss wurden die von den Veranstaltern konzipierten Problemstellungen vorgestellt. Bei diesen handelte es sich um Themen und Probleme, die von den Teams in einer Zeit von etwas über 48 Stunden bearbeitet werden mussten – insbesondere ging es darum, einen Prototypen zu programmieren, der erste Aufgaben lösen könnte. Den Teams war es jedoch auch freigestellt, eigene Probleme mit zum Hackathon zu bringen, und diese in einem so kreativen Umfeld weiter voran zu treiben und zu erweitern. Nachdem alle Vorschläge kurz vorgestellt und erläutert worden waren, bekamen die Teams die Gelegenheit, sich in Break-Out-Rooms zu besprechen und zu entscheiden, welches Problem sie lösen wollten.
Teams, die sich vorher noch nie getroffen hatten, gab diese Besprechungszeit auch die Möglichkeit sich kennenzulernen. Um alle Teams zu unterstützen, wurden ihnen Mentoren zur Seite gestellt, die sie während der Besprechungszeit kennenlernten. Bei diesen handelte es sich um Experten sowohl aus dem Bereich der Rechtswissenschaften als auch aus dem der Informatik. Das gab den Teams die Möglichkeit, jederzeit auf fachkundige Hilfe zurückgreifen zu können.
Sobald alle Teams sich für ein Thema entschieden hatten, ging es in die heiße Phase der Bearbeitung, die bis Sonntag 14 Uhr dauern würde. Für einen weiteren Wettbewerb sorgte die Ankündigung Sebastians, dass zum Schluss das Team mit dem besten Meme einen Sonderpreis erhalten würde.
Wir als Team von MLTech wählten die Zuständigkeits-API als Problem. Wie jedes Mal, wenn man etwas von Grund auf neu machen will, mussten wir uns erstmal Gedanken um die Umsetzung machen, denn Ideen haben ist das Eine – diese dann jedoch auch umsetzen zu können das Andere. So verbrachten wir als Team die ersten Stunden damit, uns gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für die Zuständigkeits-API zu überlegen. Nachdem wir einen Ansatz gefunden hatten, ging dann erst die richtige Arbeit los: Die Recherche.
Damit man den zum Teil doch etwas kryptisch anmutenden Gesetzestext in eine wirkliche API übertragen konnte, mussten zunächst alle relevanten Stellen rausgesucht werden. Diese Texte wandelten wir dann arbeitsteilig so um, dass sie in eine Rechenlogik für ein Programm übertragen werden konnten. Man sagt ja immer: „Wenn man sich gut amüsiert vergeht die Zeit schnell“ und so war es recht bald. Am Abend beschlossen wir die Arbeit für heute ruhen zu lassen und in der Zoom Lobby vorbeizuschauen um mit den anderen zu quatschen.
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Samstag
Am nächsten Morgen ging es für normale Studierende wochenenduntypisch schon um 10 Uhr los, was für Frühaufsteher vielleicht kein Problem ist, für mich jedoch sehr wohl. Während wir weiter Texte in Logik umwandelten, wurden wir von unserem Mentor Fabian überrascht, der sich am Abend zuvor noch hingesetzt hatte und aus unserer Logik einen ersten funktionsfähigen Prototyp gebaut hatte. Wir waren alle super happy, dass unsere Idee funktionierte und begannen sogleich das Programm um weitere „Fälle“ zu erweitern. Das war für uns alle auch ohne Programmierkenntnisse möglich, da wir eine Schritt-für-Schritt Anleitung und Einweisung von Fabian bekamen. Wir können also alle stolz sagen, dass wir auch beim Programmieren des Programms aktiv am Code mitgeholfen haben. Letztendlich verbrachten wir den ganzen Tag damit, weiter Daten aus dem Gesetz zu extrahieren und diese in das Programm einzubauen, sodass wir am Abend einen Prototyp mit einer beachtlichen Anzahl von Antworten für den Nutzer parat hatten. Zufrieden mit unserer Arbeit des Tages entschieden wir uns dazu, einer spontanen Runde Scribble.io beizutreten. Bei diesem semi-kompetitiven Wettbewerb siegte passend unser Hauptorganisator Sebastian. Während wir nach dem Spiel um 23 Uhr unseren Tag für beendet erklärten, gab es in den anderen Teams zum Teil noch fleißige Bienchen, deutlich unter 5 Stunden Schlaf hatten oder sogar die ganze Nacht durcharbeiteten.
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Sonntag
Sonntag war dann der Tag, an dem um 14 Uhr die Glocke ertönen würde, die das Ende der Bearbeitungszeit ankündigte. Da zur Gesamtbewertung durch die Jury auch die Vorführung der Prototypen sowie eine Präsentation des Problems und der Ideen gehörte, kümmerten wir uns arbeitsteilig um die Weiterarbeit am Prototyp und die Erstellung der PowerPoint-Präsentation, mit der wir pünktlich um kurz vor zwei fertig waren. Nach einer kurzen Lagebesprechung waren wir bereit für die Pitches vor der Jury und den anderen Teilnehmern. Damit kein Team einen Vorteil hatte, wurde die Präsentationsreihenfolge zufällig durch Sebastian ermittelt, was dafür sorgte, dass die unterschiedlichen Projekte und Teams in keiner bestimmten Reihenfolge ihre Ergebnisse und Prototypen vorstellten. Jedes Team hatte hierfür 5 Minuten, nach denen Sebastian knallhart das Mikrofon stumm stellen wollte, was er jedoch auf Grund des guten Zeitmanagements aller Teams zum Glück nie machen musste. Nachdem alle Teams ihr Projekte vorgestellt hatten, zog sich die Jury bestehend aus Prof. Dr. Heckmann (Lehrstuhl für Recht und Sicherheit der Digitalisierung der TUM), Prof. Dr. Wanderwitz (Professor für Wirtschaftsrecht), Dr. Marx (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Pro. Dr. Heckmann), Charlotte Falk, (Mitgründerin der Legal Tech SFS Digital- & Innovationsberatung) und Nadine Fandrich, (Vorstandsvorsitzende von MLTech) zur Beratung zurück. Das gab uns als Teilnehmern nochmal die Möglichkeit sich über die Prototypen und Projekte auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Auch der Preis für das beste Meme, wurde in dieser Zeit von Sebastian verliehen. Nachdem die Jury nach langer und schwerer Beratung den Weg wieder in das große Zoom-Meeting fand, wurden die Gewinner verkündet. Gratulieren möchten wir natürlich besonders sowohl den Gewinnern des Teams Structure.it als auch dem zweiten Platz Open decision. Auch allen anderen tollen Projekten und Teams die dafür sorgen werden, das der Rechtsdienstleistungsmarkt immer weiter digitalisiert wird, möchten wir für die schöne Zeit und die super Umsetzung danken.
Mein Fazit
Alles in allem waren es drei enorm spannende Tage. Ich kann die Teilnahme an einem Hackathon allen nur sehr empfehlen – insbesondere Menschen wie mir, die selbst keine Programmierer sind. Es gibt für jeden was zu tun und immer Neues zu lernen, sodass ich mich nie unnütz fühlen musste. Und wenn man mit Freude an das Ganze rangeht, findet sich zwischen und nach dem konzentrierten Arbeiten immer eine Gelegenheit, neue tolle Bekanntschaften zu machen.
Es war mein erster Hackathon, aber auf keinen Fall mein letzter.
Wir danken dem Autor, Toran Nohut, herzlich für das Verfassen des Beitrags. Torun ist Student der Rechtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Unversität, aktuell im dritten Semester.
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